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1. Dezember

Als ich am 1. Dezember in meinem alten klapprigen Bett aufwachte merkte ich schon das es mir wieder nicht gut ging. Ich war, obwohl ich elf Stunden geschlafen hatte, müde und es fühlte sich so an als hätte ich Fieber. Trotz alle dem schlug ich die Bettdecke zurück und schaute mich in meinem Zimmer um. Alles war wie immer: Auf dem Nachtisch neben meinem Bett lag das Buch was ich gestern noch gelesen hatte und am Bettende stand immer noch der kleine Schrank in dem ich meine wenigen Habseligkeiten (die hauptsächlich aus Büchern bestanden) aufbewahrte. Ich ging um mein Bett herum zum Schrank und zog mich an.

 

Bevor ich die Schranktür wieder zuschlug schaute ich noch einmal kurz in den Spiegel der in der Innenseite der Tür hing. Auch ich sah so aus wie immer: Meine braunen leichtgewellten Haare gingen mir bis zur Brust und meine Augen waren so waldgrün wie immer. Ich fasste mir an den Hals. Die Lederkette mit dem silbernen Ring hing immer noch an Ort und Stelle. Meine Mutter hatte mir sie geschenkt bevor sie genauso wie mein Vater bei einem Autounfall gestorben war. Da war ich gerade mal drei. Und da ich keine weiteren Verwandte hatte, brachte man mich in das Mädchenweisenhaus am Ende der Stadt wo ich heute immer noch lebe. Die Kette ist das einzige was ich noch von den beiden besitze.

 

Ich drehte mich um. Schluss mit den schlechten Gedanken! Ich war nun nicht mehr so müde und schwindelig war mir auch nicht mehr. So konnte ich getrost zum Frühstück gehen. Ich ging zur Tür blieb dann aber doch noch mal stehen. Auf der anderen Seite meines Zimmers stand noch ein Bett. Doch dieses war schon immer leer geblieben. Bisher wollte niemand mit mir in ein Zimmer und das war mir auch eigentlich egal. Doch ich hatte trotzdem stark das Gefühl das heute etwas passieren würde was alles verändern würde.

 

Als ich unten in der Kantine an kam hörte ich Getuschel. Ich ging durch die Tischreihen hindurch zu meinem Platz, begrüßte die alte und knorrige Hausmutter und setzte mich. Gerade als ich mir ein Brötchen nehmen wollte stupste mich jemand von hinten an. „Dove!“

 

Ich drehte mich nach hinten und erblickte Alice. Sie war eines der Mädchen mit denen ich mich ganz gut verstand. „Was ist los?“, fragte ich sie, denn es kam nicht oft vor das Alice ihr Frühstück sausen ließ nur um mit mir zu reden. „Hast du es noch nicht gelesen? Schau in die Zeitung!“, erwiderte sie mit aufgeregter Stimme. Ich tat was sie mir befahl und las was gleich auf der Titelseite stand.

 

 

 

Mrs. und Mr. Damian sind tot! Ärzte überleben selbst nicht. Was ist passiert?

 

Gestern Abend sind Mrs. und Mr. Damian tot vorgefunden worden. Die beiden Ärzte waren nach Aussage ihrer Nachbarin essen und wollten danach noch ins Kino. Ihre Tochter Charm sei an diesem Abend bei einer Freundin gewesen und hat erst heute von dem Unglück gehört. Das Mädchen steht zurzeit noch unter Schock, wird aber bald (da sie keine weiteren Verwandten hat) in das Mädchenweisenhaus am Rande der Stadt gebracht. Die Todesursache von Mrs. und Mr. Damian ist noch nicht festgestellt...

 

 

 

Danach folgte ein Bild der Familie und eine Zusammenfassung der Erfolge der beiden Ärzte. Ich schaute zu Alice. „Das ist furchtbar!“, ich wusste noch wie es war seine Eltern zu verlieren. „Ja. Aber ist es nicht auch aufregend? Ich meine endlich ein neues Kind!“, antwortete sie mir während sie auf der Stelle hüpfte. „Also ich finde es eher furchtbar.“, erwiderte ich und stand auf um meinen Teller wegzubringen.

 

Der restliche Tag war nicht besonders toll. Ich schien die einzige zu sein die sich Sorgen um das Mädchen, Charm machte. Die anderen waren alle total aufgeregt, berieten in welchem Zimmer das Mädchen schlafen sollte und schienen sich nur um sich zu kümmern. Als ich abends wieder im Bett lag dachte ich noch lang an das Mädchen und wie es ihr wohl gerade ging. Dann schlief ich endlich ein...


 

 

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