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7. Dezember

Heute lasse ich mich untersuchen. Schon ganz früh am Morgen ist die Hausmutter in unser Zimmer gekommen und wir sind zusammen in die Stadt gefahren. Ich war so aufgeregt! Schließlich war ich noch nie in der Stadt gewesen seit ich mich erinnern kann. Wir fuhren sehr lang, aber ich hatte viel zu viel zu sehen als das mir langweilig werden würde. Ich sah viele riesige Häuser, viele Menschen in Autos und auf der Straße. All das was es bei uns am Rande der Stadt im Mädchenweisenhaus nicht gab. Als wir beim Arzt ankamen hatten wir noch kurz Zeit und so gingen wir noch kurz in einen Buchladen der auf der anderen Seite der Straße stand. Ich kaufte mir ein Buch Namens: EIN FALL FÜR WELLS & WONG „Mord ist nichts für junge Damen“. Und dann hatte ich meinen ersten richtigen Arzttermin seit mindestens fünf Jahren.

 

Als wir in der Arztpraxis ankamen zeigte unsere Hausmutter meine Papiere vor und wir wurden vom Doktor hereingebeten. „So, du bist also Dove Mendosa. Ich bin Dr. Winkler und möchte dich untersuchen, weil du einen Schwächeanfall hattest.“, sagte der Doktor und gab mir die Hand. „Hallo.“, sagte ich etwas schüchtern aber mit kräftiger Stimme. Und dann untersuchte er mich. Ich hatte leider keine Ahnung was er genau an mir untersuchte und was er überhaupt finden wollte. Deswegen saß ich einfach still da und ließ die Prozedur über mich ergehen.

 

Als Dr. Winkler mit der Untersuchung fertig war bat er mich hinaus um mit unserer Hausmutter allein zu reden. Ich sollte solange im Wartezimmer Platz nehmen. Ich hatte natürlich keinen Vergleich, aber für mein Empfinden sah der Doktor ziemlich besorgt und nachdenklich aus. Und als sie beide wieder nach draußen kamen sah ich gerade noch wie sich meine Hausmutter ein paar Tränen aus den Augen wischte. Auf dem ganzen Weg zurück durchlöcherte ich sie mit meinen Fragen was denn passiert sei und was mit mir los ist, doch sie antwortete mir nicht.

 

Als wir am Waisenhaus ankamen wollten auch die anderen wissen was mit mir los war, aber ich wollte nur noch in mein Zimmer und antwortete nicht. Sobald ich in meinem Zimmer war schmiss ich mich auf mein Bett und dachte nach. Ich war so beschäftigt mit meinen verwirrenden Gedanken das ich nicht merkte wie Charm die Tür öffnete und hereinkam. „Und wie war es beim Arzt?“, fragte sie mich und erschreckte mich damit so, dass ich aufschrie. „Gott! Wie kannst du mich nur so erschrecken?!“ „Entschuldige, also wie war es beim Arzt?“, fragte sie mich zum zweiten Mal. „Keine Ahnung.“, erwiderte ich und zuckte mit den Schultern, „Normal? Aber eine Sache war merkwürdig. Nach meiner Untersuchung wollte der Arzt noch mal mit unserer Hausmutter reden und als sie fertig waren war sie total aufgelöst und hat nicht mehr mit mir geredet.“ „Das ist tatsächlich merkwürdig. Aber ich denke sie wird es dir irgendwann sagen.“, antwortete sie. „Ja wahrscheinlich. Komm wir gehen Abendbrot essen.“


 

 

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