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16. Dezember

Alles lief gut. Zum ersten mal in meinem Leben. Dove war glücklich, und ich war es auch. Doch

trotzdem nagte der Gedanke, dass meine beste Freundin bald sterben würde, doch sehr an mir,

und zog mich immer dann runter. Ich wollte es aber irgendwie nicht wahrhaben. Wenn sie

schon sterben sollte, dann wenigstens Glücklich. Und heute würde ich etwas erfahren, was mir

Dove bis jetzt verschwiegen hatte.

 ,,Charm!“, rief irgendjemand hinter mir. Schnell fuhr ich herum und blickte in die nussbraunen

Augen von Alice. Sie sah sehr aufgeregt aus.

 ,,Was ist denn los?“

 ,,Hast du heute Lust, mit mir ein Geschenk für Dove zu besorgen?“, als sie meinen

verwunderten Gesichtsausdruck sah, redete, oder ehergesagt schrie sie fast. ,,Na ja, du weißt doch, wegen morgen“

 ,,Morgen? Was ist morgen?“ Stirnrunzelnd blickte ich sie an.

 ,,Waaaaaas, als ob du das nicht weißt?! Morgen ist doch Dove’s Geburtstag.“, tadelte Alice

mich. Was?

 ,,Das hat sie mir nie gesagt!“, protestierte ich.

 ,,Und ihr wollt beste Freunde sein? Jedenfalls wollte ich heute ein Geschenk für sie kaufen.

Kommst du mit?“

 ,,Klar. Ich brauch ja schließlich auch noch ein Geschenk.“ Und so machten wir uns heute

Nachmittag mit der Erlaubnis unserer Hausmutter auf den weg in die Stadt. Alice erzählte mir

viel aus ihrem Leben, zum Beispiel, dass sie einen älteren Bruder hatte, welcher aber nicht mit

in unser Waisenhaus kommen durfte und deshalb in eines in einer anderen Stadt ging.

 ,,Ich vermisse ihn sehr, aber ich schreibe ihm fast täglich. Er ist das einzige Mitglied meiner

Familie, welches ich noch hab. Und du? Also…wenn es okay ist, dass ich dich frage.“ Ich lief

neben Alice durch den weißen, glänzenden Schnee. Ein Taxi hatten wir uns nicht geholt.

 ,,Ja, ist in Ordnung. Ich glaub, ich komme so langsam über den Tod meiner Eltern hinweg,

aber bald werd ich wieder traurig sein… Ach so, dass weißt du ja gar nicht, Hab nichts gesagt.“

Ich scharrte verlegen mit meinen Füßen im Schnee.

 ,,Was? Warum?“, fragte Alice aufgebracht und versperrte mir den weg.

 ,,Nicht so wichtig…“ Von wegen! Natürlich war es wichtig! Es ging schließlich um das Leben

meiner besten Freundin! ,,Sagen wir es so, es geht dich nichts an, sorry…“

 Für Dove kauften wir schließlich noch zwei dicke Bücher in einem kleinem, schönem

Buchladen, dann bereiteten wir im Waisenhaus schließlich alles für sie vor. Ich wusste zum

Glück auch, welche Musik sie gerne hörte, also konnte diese Party nur toll werden. Am Abend schlief ich zufrieden ein…

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