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Homeschooling Teil 2

Wie versprochen folgt heute der zweite Teil des Homeschooling-Artikels. Am Donnerstag konnten wir Herrn Haake und Herrn Alscher interviewen um euch einen besseren Einblick in deren Arbeit während der Corona-Zeit zugeben. Leider war Herr Alscher zu Beginn verhindert und konnte erst etwa nach der Hälfte zu uns stoßen. Nichts desto trotz haben wir sehr viele interessante Sachen über z.B. das Arbeiten in einer leeren Schule und die Hauptaufgaben der beiden Lehrer erfahren.

 

 

 

provoKant: Wie viel Zeit haben Sie für die Online-Schule moodle geopfert?

 

Herr Haake: Sagen wir, am Freitag bevor alles heruntergefahren wurde, an dem haben wir gut fünf Stunden gebraucht um erstmal das Grundkonzept zu bauen, damit moodle läuft. Und dann waren wir eigentlich jede Woche hier und haben täglich hier so vier Stunden gewerkelt. Ja, wir haben meist so gegen neun Uhr angefangen glaube ich. Ich kann es jetzt natürlich nicht genau in eine Zahl fassen, aber es hat viel Zeit gebraucht, weil wir auch immer wieder Dinge verändert haben.

 

provoKant: Wo haben Sie an moodle gearbeitet?

 

Herr Haake: Also wir sind gerade im Oberstufenberaterzimmer, Raum 03. Wir haben am Anfang aber gar nicht hier gearbeitet. Wir saßen zu zweit im Lehrerzimmer an zwei Rechnern neben einander und hatten uns einen etwa 5 Meter breiten Bereich abgesperrt. Jetzt ist Herr Alscher aber in das Oberstufenberaterzimmer mit eingezogen, einfach weil im Lehrerzimmer zu viel Betrieb ist. Vorher gab es den Schreibtisch, der in der Ecke ist, noch nicht. Wir haben Herr Alscher quasi ein bisschen in die Ecke gesetzt. Der Rest ist neben der eigentlichen Ausstattung auch sehr provisorisch. Wir haben zum Beispiel über der Tür entlang ein Netzwerkkabel verlegt, weil wir keinen Netzwerkanschluss mehr in diesem Raum hatten und den aus dem anderen Raum holen mussten. Also, es ist alles ein bisschen improvisiert, aber es funktioniert.

 

provoKant: Sie haben ja gerade von dem leeren Lehrerzimmer erzählt. War das komisch? Normalerweise sieht man ja alle immer rein und rausgehen und jetzt ist man nur zu zweit.

 

Herr Haake: Ja, es war schon komisch. Ich meine, wir waren dauerhaft zu viert oder zu fünft hier. Wer immer da war waren die Schulleitung, also Frau Palluch und Herr Morgenstern, dann war meist noch eine der Sekretärinnen da, also Frau Preller oder Frau Körner, und wir beide. Das war die Stammbesetzung. Wir haben es versucht bei dieser Besetzung zu lassen und auch die Lehrer waren angehalten nicht in die Schule zu kommen, um nicht so viele Kontaktpersonen zu haben. Weil sich alle darangehalten haben, war es schon komisch, wenn man in die Schule gekommen ist und es leer war. Die Heizung war auch aus und manchmal wurde es dann frisch (lacht), aber wir haben es gut hinbekommen. Wir waren nur im unteren Bereich und die oberen Etagen waren völlig verlassen. Nur die Hausmeister haben in den anderen Etagen sehr viel repariert. Aber im Endeffekt haben wir uns an die Ruhe gewöhnt und es war dann komisch, als wieder so viel Betrieb war.

 

provoKant: War es denn schwer allen Lehrern zu helfen, alles zu aktualisieren und währenddessen noch die eigenen Schüler zu unterrichten?

 

Herr Haake: Weil Herr Alscher und ich im System drinnen waren viel es uns leichter, d. h. dass wir glaube ich für unsere eigenen Schüler teilweise schneller mit der Unterrichtsvorbereitung fertig waren, als manch anderer Lehrer. Ich fand nicht, dass es sonderlich schwer war, aber man musste sich natürlich trotzdem Gedanken machen, wie ich meinen Unterricht am besten digital umsetze. Was die Lehrerunterstützung anbetraf, war es sehr spannend. Wir haben zum Beispiel Sprechstunden angeboten, wo die Lehrer sich dann bei Fragen selbst in eine Videokonferenz einloggen und ihre Fragen stellen konnten. Manchmal kamen Lehrer auch vorbei und wir haben ihnen persönlich Alles erklärt. Die allgemeinen Probleme, die sich herausstellten, haben wir dann aber versucht über Tutorials zu klären.

 

                         Herr Alscher hat auch noch viel im Hintergrund gemacht, was so die Performance angeht (die Tür geht auf und Herr Alscher betritt den Raum). Oh, da ist er ja! (lacht)

 

                         Es ging gerade darum, ob es schwer war die Lehrer zu unterstützen und gleichzeitig noch unseren eigenen Unterricht zu koordinieren.

 

Ich habe schon erzählt, dass es nicht sonderlich schwer, aber zeitintensiv war.

 

Herr Alscher: Ja, das stimmt.

 

provoKant: Was ist der größte Unterschied in der Vorbereitung auf den Online-Unterricht bzw. auf den „echten“ Unterricht?

 

Herr Alscher: Na, dass ist natürlich schon ein großer Unterschied und natürlich auch eine große Umstellung für viele gewesen. Zum einen gibt es ganz viele neue Möglichkeiten, was man machen kann. Und auch die Schüler können alles, was auf moodle hochgeladen ist wiederholt anschauen und in deren Geschwindigkeit bearbeiten. Der Unterricht wird also an den einzelnen angepasst und der Lehrer selbst muss nicht wie im Präsenzunterricht genau darauf achten, dass alle mitkommen und am Ender der Stunde den gleichen Wissenstand haben. Das Lernen kann also viel individueller gestaltet werden, aber es ist schwierig alles passend vorzubereiten und die Materialien so bereitzustellen, dass die Schüler es ohne einen präsenten Lehrer verstehen. Man braucht dann andere Unterstützungsangebote, andere Formate und muss die Materialien ganz anders aufbereiten. Dafür haben wir jetzt auch die Möglichkeit viele Videos in den Unterricht mit einzubetten. Nichts desto trotz haben wir gemerkt, dass so eine rein digitale Sache den Präsenzunterricht nicht so richtig ersetzt.

 

Herr Haake: Als Lehrer bekommt man im digitalen Unterricht auch keine Rückmeldung von den Schülern. Durch fehlende Gestiken zum Beispiel kriegt man nicht mit, ob die Schüler es verstanden haben und meine Erklärungen nachvollziehen können. Die Möglichkeit besteht zwar, ein bisschen zu gucken ob alle da sind und mitmachen, aber ein 100%iges Feedback bekommt man dadurch nicht.

 

Herr Alscher: Der größte Unterschied ist also im Grunde, dass man nicht direkt als Schüler mit dem Lehrer oder andersherum in Kontakt kommt und man sich danach in der Unterrichtsvorbereitung richten muss. Der perfekte Unterricht wäre eingentlich eine Kombination aus beidem, weil beide Lehrmöglichkeiten viel Potenzial haben.

 

provoKant: Haben Sie den, alleine oder auch zu zweit, einen lustigen „Moodle-Moment“ erlebt?

 

Herr Alscher: Im Grunde gibt es ganz viele Momente, die uns in Erinnerung bleiben werden. Die können wir jetzt aber nicht verraten, weil wir sonst Kollegen mit reinziehen würden (lacht). Ein „Moodle-Ereignis“, was uns wohl noch lange in Erinnerung bleiben wird, ist aber noch vom Freitag vor der Schulschließung. Da haben wir moodle nämlich erst mal geschrottet (beide lachen).

 

provoKant: Haben sie deshalb soviel Zeit am Freitag mit moodle verbracht?

 

Herr Haake: Nein, das war genau nach den fünf Stunden Arbeit…

 

Herr Alscher: Es gab ein Plug-In und wir haben uns gedacht: Mensch, Plug-In, das klingt doch eigentlich gut. Aber eigentlich war es für eine alte moodle-Version und dann ging nichts mehr…

 

                         Außerdem hat es lange gedauert, bis ich gemerkt habe, dass die Website ihr Backup nicht nachts um ein Uhr sondern tags um eins gemacht hat (lacht). Der Server hatte dann immer soviel zu tun, dass er alle anderen ausgesperrt hat.

 

Generell hatten wir es immer ganz witzig. Wir haben hier zu zweit in unserem Corona-Supportoffice gesessen und da wars schon echt lustig!

 

provoKant: Wie war denn das allgemeine Feedback der Schüler?

 

Herr Alscher: Insgesamt ganz gut. Uns hat ein bisschen überrascht, dass die Spanne für die Arbeitszeit auf moodle soweit auseinander ging. Von 2 Minuten bis 6 Stunden täglich war alles dabei. Insbesondere an die, die 2 Minuten gebraucht haben: Top! Sehr gut! (lacht). Obwohl die Struktur in der Sek 1 manchmal wahrscheinlich ein bisschen unübersichtlich war, war das Feedback ganz gut. Für uns war die größte Herausforderung, dass allen möglichst schnell selbsterklärendes Material zur Verfügung gestellt werden musste, aber das hat ja trotz der Umstellungen soweit ganz gut geklappt.

 

provoKant: Bekommen Sie etwas für Ihr Engagement?

 

(Beide Lachen)

 

Herr Alscher: Du siehts es hier wahrscheinlich: Es gab Bier, Schnaps und Schokolade. Und bei dem gemeinsamen Video-Mittagessen haben wir von den Schülern Applaus bekommen.

 

provoKant: Wer ist denn eigentlich auf die Idee gekommen, so ein gemeinsames Mittagessen zu veranstalten?

 

Herr Alscher: Das wollten wir sogar schon länger mal machen und für Kollegen hatten wir das auch schon vorher angeboten. Da war unsere Videokonferenz offen und man konnte sich als Lehrer reinschalten und Fragen stellen. Dabei sind wir dann auf die Idee gekommen, dass man das eigentlich auch mal für Schüler machen sollte. Da hätten wir eigentlich früher draufkommen müssen, weil das echt cool gewesen wäre.

 

Herr Haake: Genau. Die Idee kam einfach so auf. Aber um auf die Geschenke zurückzukommen: Es war immer sehr nett, wenn Kollegen oder Kolleginnen mal bei uns reingekommen sind und etwas mitgebracht haben. „Oh, ihr macht das so toll! Hier ist ne große Tafel Schokolade.“ …und die hat Herr Alscher dann alleine gegessen,

 

Herr Alscher: Ja, genau! Herr Haake mag nämlich keine Schokolade. Also, wenn ihr uns noch Geschenke bringen wollt, dann bitte keine Schokolade!

 

provoKant: Kommen wir nun schon zur letzten Frage. Wenn es zu einer weiteren Schulschließung durch irgendwas kommen sollte, würden Sie alles nochmal so wiederholen, wie Sie es jetzt gemacht haben?

 

Herr Alscher: Nein. Aber das würde ich ja nie im Leben. Wenn ich das nochmal durchlaufen müsste, würde ich immer sagen: Nein, es geht immer zu verbessern. Wir würden dann zum einen aber hoffen, dass wir die Nachricht über die Schulschließung mit ein bisschen mehr Vorlauf bekommen würden. Dann hätten wir mehr Zeit, den Lehrern alles nahe zu bringen. Das gesamte Potenzial von moodle könnte noch viel besser ausgenutzt werden. Ich will hiermit aber nochmal betonen, dass es im Rückblick nicht negativ war, aber ich bin der Meinung, dass man es bei einem zweiten „Versuch“ immer besser machen kann bzw. will.

 

provoKant: Dann danke ich Ihnen für das Interview. Es hat viel Spaß gemacht.

 

Herr Alscher: Ja, danke euch und viel Spaß noch mit moodle! 😉

 

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